VORGESCHMACK ZUR NIKOMACHISCHEN ETHIK

VORGESCHMACK zur NIKOMACHISCHEN ETHIK des Herrn KLAUS ZAUNER

 

MATURA ARBEIT 2012 Bundesrealgymnasium für Berufstätige in Linz

  

SPEZIALGEBIET PSYCHOLOGIE UND PHILOSOPHIE

  

 

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[4] s. Grumach, Ernst; Nikomachische Ethik, 9. Auflage, Berlin: Akademie Verlag, 1991, S.1097a

 

2.2. Erstes Buch: Das Glück als Ziel des menschlichen Lebens Bereits das erste Buch der Nikomachischen Ethik will verdeutlichen, dass nur das Glück das Ziel des menschlichen Lebens sein kann, zu dieser Sichtweise wird man langsam hingeführt, dabei beziehe ich mich vorerst auf die nun zitierten Anfangssätze der N.E., welche eine offenbar verbreitete und nicht nur für Aristoteles plausibel klingende Auffassung, sondern auch eine auf ihr aufbauend „das Glück als Ziel des menschlichen Lebens“ wiedergeben: „Wann immer ich als Mensch etwas freiwillig und bewußt tue, verfolge ich einen bestimmten Zweck, und was auch immer dieser Zweck ist, werde ich ihn doch für gut erachten, sonst würde ich anders handeln.“ [4]

 

Daraus scheint aber noch nicht der von Aristoteles gezogene Schluss zu folgen, dass das Glück dasjenige sei, wonach alle streben, denn es mag ja eine ganze Reihe von Zwecken und somit auch Gütern geben, und nicht alle Menschen müssen zu jeder Zeit nach dem selben Gut streben. Vielleicht git es ja auch gar kein Gut, „nach dem alles strebt“, wenn doch die einen auf Reichtum, die anderen auf Ruhm und Ehre, wieder andere nur auf das Vergnügen aus sind. Nun sind aber die von uns im Leben alltäglichen Umgang mit Dingen verfolgten Zwecke zwar überaus vielfältig, sie dienen aber doch oft genug nur als Mittel zur Erreichung eines übergeordneten Zieles. So wird, schreibt Aristoteles, etwa ein Sattel hergestellt, um das Reiten zu ermöglichen, das Reiten wiederum wird betrieben, um damit einen Krieg führen zu können, und der Krieg dient noch einmal anderen Interessen. Irgendwo in der Reihe der Zwecke muss allerdings einmal ein Ende sein. Einen Zweck muss es immer geben, der nicht um eines anderen willen erstrebt wird, sondern allein um seiner selbst willen. Freilich mag es auch hier noch mehrere Zwecke geben, die um ihrer selbt willen erstrebt werden. Wenn sich aber ein Zweck finden ließe, der allen anderen Zielen unserers Handelns übergeordnet wäre, so nämlich, dass er immer ausschließlich um seiner selbst und niemals auch noch wegen eines anderen erstrebt wird und der somit schlechthin vollkommen wäre, so wäre damit das höchste Gut gefunden. Nun gibt es nach Aristoteles tatsächlich solch ein höchstes Gut, das von niemanden jemals  um etwas anderem als seiner selbst willen erstrebt wird und das sich auch keinesfalls durch Hinzufügung irgenwelcher anderere Güter verbessern lässt, obwohl es durchaus andere Güter miteinschließen mag. Jenes Gut, das ganz allein genügt, werde allgemein „eudaimonia“ genannt. Eudaimonie, oft mit Glück oder Glückseligkeit übersetzt, bedeutet soviel wie die Erfahrung oder der Vollzug eines „gelungen Lebens“. Die Aufgabe der aristotelischen Ethik als eine wissenschaftlichen Disziplin ist es, die Vorraussetzung eines solchen gelungegnen Lebens zu erörtern. Obwohl nämlich über den Namen dieses Gutes 

 

 

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[5] vgl. Hauskeller, Michael; Geschichte der Ethik- Antike, 1.Auflage, München Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, 1997, S82ff [6] vgl. ebd. S.83 [7] vgl. Wolf, Ursula: Nikomachische Ethik, 3. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Februar 2011, S.84

 

Übereinstimmung herrscht und niemand sich fragt, ob die Eudaimonie erstrebenswert ist oder nicht, gibt es doch verschiedene Auffassungen darüber, auf welche Weise man sie erlangen kann. Nach allgemeiner Ansicht kommen überhaupt nur drei Lebensformen hierfür in Frage: Erstens das sich der Lust hingebende Leben, zweitens das Leben in Ausübung der Charaktertugenden (politisches Leben) und drittens das Leben in der Betrachtung (philosophisches Leben).[5]

  

2.3 Zweites Buch: Die charakterliche Gutheit im Allgemeinen  Im zweiten Buch wird das Gut noch genauer erläutert. Um nämlich nun herauszufinden, welche dieser drei Lebensformen, wenn überhaupt, den Menschen in den Stand setzt, die Eudaimonie als das höchste Gut (hier: Seinde) zu erlangen, muss zunächst einmal geklärt werden, inwiefern sich von einer Sache sagen lässt, dass sie „gut“ sei.[…]Aristoteles will nicht klären, was gut „an sich“ ist, sondern was gut im Hinblick auf eine bestimmte Sache, in diesem Fall, was gut für die Menschen ist. Denn was gut „an sich“ ist, kann schlecht für jemand anderen sein und würde somit den Menschen schaden.[6] Damit das Glück jedes einzelenen nicht durch Handlungen eines zweiten, der oft völlig unschuldig ist, beeinträchtigt wird, muss laut Aristoteles ein Gleichgewicht mit der „Gutheit“ des Charakters und somit mit den Tugenden hergestellt werden. Denn diese haben mit unseren Affekten und Handlungen zu tun, und in diesen gibt es Übermaß, Mangel und das Mittlere. Zum Beispiel kann man Furcht, Mut, Begierde, Zorn, Mitleid, und allgmein Lust und Unlust ebenso zu viel oder zu wenig empfinden, und beides ist nicht die richtige Weise. Dagegen sie zu empfinden, wann man soll, bei welchen Anlässen und welchen Menschen gegenüber, zu welchem Zweck und wie man soll, ist das Mittlere und Beste, und dies macht die Tugend aus. Die Tugend hat also mit Affekten und Handlungen zu tun, bei denen das Übermaß und der Mangel eine Verfehlung darstellt, das Mittlere dagegen gelobt wird und das Richtige trifft. Die Tugend ist also eine Art von Mitte, da sie auf das Mittlere zielt. Somit spielen für Aristoteles die Tugenden die tragende Rolle, um die Gutheit auszuführen und somit gutes für die Menschen und auch für den Einzelenen, also die Glückseligkeit (Eudaimonie) für alle, zu erreichen. [7] Der Schlussteil des zweiten Buches listet in einer Kurzfassung die wichtigsten einzelnen Tugenden und Laster auf mit den Bezeichungen der richtigen Mitten: In Bezug auf Mut und  Furcht ist die Tapferkeit die Mitte. Bei der Lust und Unlust wird die Mäßigkeit, als die Mitte

 

  

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[64] vgl. http://www.videoportal.sf.tv/video?id=c9b1a6d9-61e8-4db2-88ae-6293c3fe59bb (Interview mit Christof Rapp)

  

bezeichnet. Beim Geben und Nehmen von Geld unterscheidet man zwischen dem Großzügigen, der Wohlhabende der zwischen Protzerei und Kleinlickeit, und dem Freigebigen, der Normalverdiener der mehr zwischen Verschwendung und Geiz, eine Mitte finden muss. Bei der Ehre und Ehrlosigkeit ist die Mitte Stolz. Auch der Zorn hat eine Mitte, den Sanftmut zwischen Jähzorn und Unerzürnbarkeit. Die drei nun folgenden mittleren Dispostionen haben Ähnlichkeiten, unterscheiden sich aber dennoch voneineder:  1)Wahrhaftigkeit zwischen Angeberei und geheuchelter Bescheidenheit, 2) Umgänglichkeit zwischen dem Possenreißer und dem Ungehobelten, sowie 3) Freundlichkeit zwischen dem Schmeichler und Streitsüchitigen. Bei den Affekten gibt es das Schamgefühl, welches die Mitte aus Schüchternheit und Schamlosigkeit, ist. Weiters folgt die berechtigte Entrüstung die zwischen der Missgunst und der Schadenfreude liegt. Die Gerechtigkeit, sowie die noch zu behandelnden Vernunfttugenden, werden später aufgrund ihrer Komplexität als Thema eines Buches aufgearbeitet. Und auch die eben genannten einzelnen Tugenden werden ebenfalls, aufgeteilt in den folgenden Büchern, genauerer erläutert.[8]

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